Antirassismusprogramm

Antirassismusprogramm
Antirassịsmusprogramm,
 
das Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zur Bekämpfung von Rassismus und Kolonialismus. Mit seiner Erstellung hatte 1968 die IV. Vollversammlung des ÖRK in Uppsala seinen Zentralausschuss beauftragt. Die daraufhin 1969 in Notting Hill (London) abgehaltene »Internationale Studientagung über Rassismus« erarbeitete Vorschläge für ein ökumenisches Programm zur Bekämpfung des Rassismus, der Rassendiskriminierung und der sozialen Unterdrückung rassischer Bevölkerungsminderheiten und -mehrheiten in aller Welt, die in ihren wesentlichen Teilen (ohne Gegenstimmen) auf der Zentralausschusstagung vom 10. bis 21. 1. 1971 in Addis Abeba bestätigt wurden. Das als Antirassismusprogramm in die Geschichte der ökumenischen Bewegung eingegangene Programm richtete sich gegen alle Formen der Rassendiskriminierung, als deren schwerwiegendste der in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen »institutionalisierte Rassismus« angesehen wurde. Über die spezifischen Hilfsmöglichkeiten der Kirchen und gezielte Aktionsprogramme wollte das Antirassismusprogramm Beiträge zu einer »Neuverteilung« der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Macht zugunsten der Machtlosen leisten und so an der Grundlegung einer neuen, auf gerechten Strukturen beruhenden Weltordnung mitwirken. Über einen Sonderfonds wurden Mittel v. a. an Gruppen und Bewegungen im südlichen Afrika vergeben. Weltweite publizistische Beachtung fand das Programm, als mit der Waffe kämpfende Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika (Moçambique, Angola, Guinea-Bissau, Namibia, Simbabwe) größere Beträge erhielten, die ausschließlich für humanitäre Zwecke (z. B. Schulbücher, Medikamente) bestimmt waren, über deren tatsächlicher Verwendung jedoch von den Empfängern keine Abrechnung verlangt wurde. Diese Praxis, gegen die v. a. Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Einspruch erhoben, und die Forderungen nach weltweiten wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gegen Südafrika führten dazu, dass das Antirassismusprogramm zu einer der umstrittensten Initiativen des ÖRK wurde. Neben zahlreichen kirchlichen Initiativen in aller Welt, die das Programm unterstützten, traten v. a. »westliche« Kritiker, die seine politische Einseitigkeit als der christlichen Botschaft nicht angemessen verurteilten.
 
 
B. S. Hürni: Der Beitrag des Ökumen. Rates der Kirchen zur Entwicklungshilfe (1973);
 E. Adler: Ökumene im Kampf gegen Rassismus. Ein erster Anfang (1975);
 C. Meyers-Herwartz: Die Rezeption des A.-R.-P. in der EKD (1979).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans A. de Boer — Hans Carl Alfred de Boer (* 13. April 1925 in Hamburg) ist ein deutscher Friedensaktivist, Lehrer und Pfarrer a. D. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Dienste in Übersee — (vormals: Dienste in Übersee, Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen in Deutschland e. V.) ist eine überkonfessionelle kirchliche Nichtregierungsorganisation, die die Entwicklungshilfeprojekte anderer kirchlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Blake —   [bleɪk],    1) Eugene Carson, amerikanisch reformierter Theologe, * Saint Louis (Missouri) 7. 11. 1906, ✝ Stamford (Conneticut) 31. 7. 1985; 1951 66 Generalsekretär der Presbyterianischen Kirche (seit 1958 Vereinigte Presbyterianische Kirche)… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”